Farbiges Rajasthan
Am Übernachtungsort in Pushkar treffen wir seit langem wieder einmal auf andere Überlandreisende. Ein Zufall? Nur halb, denn wir beide haben den Platz dank der App iOverlander gefunden. Simon aus Deutschland und Matasi aus Georgien sind zusammen in einem nostalgischen T1-Büssli unterwegs und wir tauschen alsbald Geschichten und Abenteuer aus. Mit unseren Vans dürfen wir auf dem grosszügigen Gelände einer Yoga-Schule stehen, wo es am zweiten Abend sogar ein Lagerfeuer gibt. Der Besitzer, Gorag, freut sich über die Geschichten aus der weiten Welt und träumt davon, selbst einmal einen Bus auszubauen. Pushkar selbst ist ein wichtiger Pilgerort und wir beobachten viele Hindus, die sich am Wasser zeremoniell waschen.
Bisher haben wir auf unserer Indienreise vor allem Städte und die Hauptstrassen dazwischen gesehen. Janosch hat sich langsam an Tempeln und Sehenswürdigkeiten sattgesehen und ist nicht erpicht darauf, dasselbe in Jodhpur zu wiederholen. Wir einigen uns, die blaue Stadt dennoch zu besuchen, aber das Programm zu ändern. Statt Sehenswürdigkeiten abzuklappern, schlendern wir durch belebte Gassen, wo alles Mögliche feilgeboten wird. Viele der Gebäude haben blaue Fassaden, welche die Farbe einer ethnischen Gruppe, der Brahmanen, repräsentiert.
Etwa alle 3-4 Tage müssen wir unseren 90L Wassertank auffüllen. Seit Nepal geschieht dies nicht mehr an einer Quelle auf, sondern über 20 Liter Trinkwasser-Behältern, die es am Strassenrand für etwa 40 Rappen zu kaufen gibt. Auf der Suche nach solchen Gefässen , lernen wir eine nette Familie kennen, die uns das Wasser schenkt und uns gleich zu einer indischen Hochzeit am nächsten Tag einlädt. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen!
Am Fest wird schnell klar, dass das Brautpaar aus vermögenden Verhältnissen stammt. Wir staunen über die grosse Bühne, die dutzenden, nein wohl eher hunderten von Köchen und das mehr als fussballfeldgrosse Areal. Alles ist perfekt hergerichtet mit unzähligen frischen Blumen und wir werden von einem VIP-Bereich in den noch exklusiveren VIP-Saal geführt. Am Buffet hier ist nicht etwa Selbstbedienung, sondern es dient nur den Bediensteten, um das Essen möglichst effizient zu schöpfen und zu servieren. Wirklich eine Hochzeit der Superlative. Nur schade bekommt das Brautpaar davon nicht viel mit, denn es steht stundenlang auf der Bühne, um Fotos mit den über 2’000 Gästen zu machen. Bilder werden auch von uns viele geknipst, will doch jeder noch ein Selfie mit den Europäern haben. Müde, aber um eine tolle Erfahrung reicher, sind wir etwas nach Mitternacht im Bett. Auf der Weiterfahrt am nächsten Tag diskutieren wir noch lange über das gegensätzliche Indien, in welchem riesiger Reichtum und grosse Armut tagtäglich miteinander konfrontiert werden.